Eines Tages sitze ich auf einer Steinterrasse vor meinem schönen Häuschen an einer schönen Steilküste. Im goldenen Licht der Abendsonne und unter tosendem Meeresrauschen trinke ich einen eiskalten gespritzten Prosecco oder einen Campari Orange(gespritzt).
Weiße Baumwollvorhänge bauschen sich im Wind vor meinem Erkerzimmer, in dem ein riesengroßes Himmelbett steht und direkt am Fenster ein noch größerer Schreibtisch, an dem ich schaffe... es ist immer warm genug für barfuß und immer Platz für Familie, Freunde und Menschen, die sich nach einem Ort der Inspiration sehnen. Ich trage meine Haare offen, wild und zu Berge stehend, wie Ringelantennen, Klimbim-Ketterl und Kaftane. Also nur Kaftane.
Hang loose.
Ich bin frei und alt und runzlig vor Lachfalten. Noch immer liebe ich dreckige Witze und Geschichten aller Art... Vielleicht habe ich auch einige niedergeschrieben und weitererzählt... das wäre schön.
Ein riesiges Repertoire an Geschichten: lustige, traurige, aufmunternde, bewegende. Liebesgeschichten.
Mein junger Liebhaber .... nein, mein reifer Weggefährte... nein... beide? Keiner von beiden? Oder doch viele Katzen?
ach stop, da ist die Zukunftsvision noch ein bisschen unklar ;-)....
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Mein Zukunfts-Alter-Ego ist "die Kaftan Lady" und in letzter Zeit macht sie sich des öfteren durch ziemlich intensive Gefühlsregungen bemerkbar ...vielleicht, aber das ist nur so eine Ahnung, will sie nicht erst aufs Runzelalter warten, bis ich sie rauslasse. Der Kaftan hängt ja auch schon an der Kleiderstange. Ich bin prä-interims-post-pms-nah-am Wasser gebaut ... my true authentic self will mir offensichtlich was sagen... und ich habe beschlossen hinzuhören... wie passend, dass zu dieser Zeit - wie könnte es aber auch anders sein - mich zusätztlich auch noch verspätete Frühlingsgefühle überrumpeln. Na sehr toll :-)
Vor etwas mehr als 11 Jahren ging die 7 Jahre Berg- und Talfahrt mit dem Vater meiner Kinder kurz nach seinem 2. Heiratsantrag endgültig zu Ende. Am Tag nach dem Antrag machten wir uns auf den Weg nach Zürich und im Auto bekam ich dann das Kleingedruckte, was schon keiner so gerne liest, zu hören... Es würde mir in Bezug auf ein gemeinsames Leben sicher helfen und gut tun meinen Idealismus ein bisschen runter zu schrauben. Etwas Realismus hingegen wäre hilfreicher, wenn es darum ginge für Heim und Nest zu sorgen, den starken, mütterlichen Hafen zu bieten, wo sich alle wohl fühlen, während es immer mal wieder in fremden Häfen...
Und das alles binnen 20 min Fahrt ab Wien, das Drama nahm - oh Ironie - seinen Höhepunkt bei Mayerling (Anm.: Kronprinz Rudolf von Habsburg und seine Geliebte Marie Alexandrine Freiin von Vetsera fanden dort ein sehr trauriges Ende) und die restliche stundenlange Fahrt war alles andere als eine beschwingte Überlandpartie... das abgestempelte Muttertier tobte vor Wut und Elend.
Altes Zeug... Dieser Mann hat mir das schönste Geschenk dieser Welt gemacht, gleich 2 mal, und dafür bin ich dankbar. Also long story told short... Hochzeit gab es keine, dafür mehrere Um- und Auszüge, viele Tränen, Verzweiflung, Wut, Angst und eine laaaaange, männerlose Zeit. Das Leben als Single und zweifach Mami, mit Riesenverantwortung für Kinder, Beruf und Haus und eine ziemlich aufreibende Familiengeschichte ließen allerdings auch eine neue Liebe sehr sehr lange unmöglich erscheinen.
Also besser gar nicht dran denken... brauch ich ja alles nicht. Wer braucht schon einen Mann?!? Pfaaahhh, ich doch nicht...
(Hallo Familiensystem, Glaubenskonstrukte und alte Verletzungen...)
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Brauchen nicht, aber wollen! Das sind ja ganz neue Töne!
Vor 10 Tagen machte es plötzlich BLING, ein neues Match! Und zwar eines, das ich mir gewünscht habe, kein achtloser Wischer (haha, nicht verurteilen, ich habe auf dieser Plattform schon so viele bekannte Gesichter getroffen, man glaubt es kaum ;-)) und ich halte ja auch immer meine Augen offen an der Tiefkühlabteilung im Supermarkt!
Der Typ, der einfach nur lieb aussah schrieb mir: "Aus diesem Match sollten wir was machen."
Und ja, das fand und finde ich auch. Schnell war geklärt, dass wir beide was mit <3 wollen. Ich bin noch immer schockiert von mir selbst, wie einfach und quasi von alleine dieses Eingeständnis durch meine Finger in die Tastatur floss.
Was war das für eine tolle Woche voller Sehnsucht, Vorfreude auf eine Verabredung, ein kleines großes Magenflattern, nächtliche Nachrichten, ... und was bitte macht dieses Gefühl GENIALES mit uns! Es lässt uns strahlen, wir wünschen wildfemden Menschen einen guten Morgen, kommen easy mit allen ins Gespräch, sind hilfsbereit, empfinden kaum Hunger und kommen mit wenig Nahrung und Schlaf aus. Die Wangen sind rosig und die Augen leuchten. Die Arbeit, zwar unterbrochen von Tagträumen, geht gut von der Hand. Wir schütten Dopamin aus und fühlen uns toll, begehrenswert und sexy. Mehr davon!!!
Leider setzte nun doch, zumindest am anderen Ende der Leitung Ernüchterung ein.
Die Euphorie ist der Rationalität gewichen. Jaja, die Distanz. Und was sich einen Tag zuvor noch so fein angefühlt hat, fühlt sich plötzlich ziemlich beknackt an.
Auf das "high" folgt nun also die Ratio und ich kann nichts anderes machen als das anzunehmen...leider! Das Handy bleibt stumm. Mein Widder-Ich würd am liebsten sofort lospreschen, im Sturm erobern, alle Sorgen und Bedenken in der Luft zerstreuen. ALL-IN!!! Und dann schauen wir weiter! Aber das kann ich leider nicht erzwingen.
So bleibt mir nur wieder die scheinbar lebenslang gültige Lektion meines Lebens zu trainieren, die Geduld.
Zumindest aber hab ich nun gut Zeit über das, was hier passiert ist, nachzudenken.
Und auch plötzlich wieder Stoff zum Schreiben! Aber halllooo!!! Siehst Du? Idealistin durch und durch, ein echter Reframe-Profi! (Mein anderes Alter Ego: Captain Re-a-frame... das re-a-frame musst du singen! Wie ein Cartoon Jingle...)
Denn wenn der Blitz einschlägt und die Hormone Herzrhythmusstörungen verursachen, dann hat das natürlich nicht nur Auswirkungen auf einen selbst. Man bespricht sich mit Freunden über Erwartungen, Ängste, Gefühle, die Freude, den Wahnsinn schlafloser Nächte und bekommt plötzlich Dinge zu hören, die man im Taumel dieser gegenseitigen Anziehung und der ganzen Aufregung aber sowas von NICHT HÖREN MAG unter der Prämisse - und das bezweifle ich gar nicht, weil ich meine Freunde sehr liebe - "ich meins ja nur gut" . "Jo eh..."
Ein Exzerpt der Aussagen, die mich zusätzlich zur eingetretenen Funkstille beschäftigt haben:
# dieser Mann ist nicht real, nicht existent, bis du ihn kennen gelernt hast
# er könnte ein Serienkiller sein und seine Ex zerstückelt in der Tiefkühltruhe liegen haben
# ich will ja auch drauf vertrauen, dass es die Menschen gut mit mir meinen, aber...
# ...die Welt ist voller Arschlöcher
# der spielt mit Dir
# das ist doch alles nur Kopfkino
# geh´s doch langsamer an und hab keine Erwartungen
# triff dich doch auch mit anderen und schau dich um
# Lyyyyy, bitttte!!!
# Dein Selbstwert sollte dir sagen, dass der Typ nicht zu dir passt
# nach monatelanger Analyse und Coaching bin ich entzaubert und glaube nicht mehr an Wunder, obwohl ich sooo gern würde.
Ich will das alles gar nicht hören! Ich könnte weinen! Das ist so traurig! Glaubt mit mir weiter an Wunder! Ich will fest daran glauben, dass das nächste gerade pfeifend um die Ecke biegt. Sei es mit der Liebe, mit einer guten Idee, mit neuen Menschen, Projekten oder Aufgaben unterm Arm. Und dazu braucht es Liebe. Vertrauen. Vorfreude. Neugier. Ein Eintunen auf Möglichkeiten. Die Frequenz dazu vermute ich ganz stark im Hertz-Bereich: Liebe-Kreativität-Schaffen. Ich brauche den Glauben daran, denn 1. versetzt er Berge und 2. versetzt er Berge.
Darum wünsch ich mir nur noch einfühlsames, gern auch leicht neckendes, liebevoll verarschendes (ich weiß ja, dass ich zum Drama neige) mitfühlendes Nachfragen. So wie das mein lieber Freund und 38-11er Zwilling G macht.
(Achtung ~WERBUNG~ Wer das Lernen mag, bitte mich fragen. Man kann G und mich buchen. Einzeln und auch gemeinsam. Wir können das. Ganz ehrlich ;-))
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Die Welt ist das, was wir von ihr halten und meine Gedanken formen meine Realität. Und wir Menschen sind so viel mehr als nur Fleisch & Knochen (Materie). Wie kann ich Realistin, oder gar Reduktionistin sein, wenn ich davon ausgehe, dass es eine zentrale organisierende Energie gibt, die unseren Körper und den Rest des Kosmos steuert und unser menschliches Bewußtsein, unsere Beobachtung absolut entscheidend für den Prozess ist. Wenn es einen Ozean mikroskopischer Schwingungen gibt, ein wogendes Meer von Energie in dem alles mit allem verbunden ist wie ein unsichtbares Netz. Wo die Nichtlokalität, Einstein nannte es auch "unheimliche Fernwirkung", besagt, dass Quanten die Fähigkeit besitzen, ein anderes Quantenteilchen über jede beliebige Entfernung zu beeinflussen, ohne dass sie Energien verlieren oder austauschen.
Wenn ich jetzt allen meinen Ängsten, Vorbehalten, Befürchtungen und Unsicherheiten plus denen aus den gutgemeinten Ratschlägen meiner Freunde nachgebe, dann kreiere ich dadurch genau dieses Feld - und das ist kein fruchtbares, buntes, üppiges!
Ich bekomme das, worauf ich meine Aufmerksamkeit lenke. Und dann ist es ja einfach zu sagen, haben wir dir ja gleich gesagt... oder mir selbst zu beteuern, dass es nicht anders kommen hat können... Energie folgt der Aufmerksamkeit. So simpel ist das.
Und aus genau dem Grund bleib ich Idealistin! Das ist nicht immer leicht, manchmal lande ich im Jammertal. Aber zum Glück stimmt die Richtung. Also: Think pink.
Am Montag dann nach höflichem, aber bestimmten Nachfragen endete seine Nachricht in etwa so: How the hell should a decent serious relationship work? What do you think? (Bei 120 km Distanz)
Hier ist meine Antwort, Teil 2: (Teil 1 bleibt bei ihm)
Ich weiss es nicht. Aber ich will´s rausfinden. Womöglich scheitern wir. Die Chancen dazu stehen gut ;-) Aber was, wenn wir gewinnen?
Das Leben ist zu wichtig um es ernst zu nehmen. Und ich will keine ernstes Leben, deshalb auch keine ernste Beziehung. Ich will Hingabe, Leidenschaft, Verbundenheit. Ich will großartige Geschichten. Gemeinsame Pläne und Abenteuer. Ich will Witz, Humor und intelligente Gespräche. Und grandiosen Sex. Ich will keine Vernunft. Ich will nichts seriöses. Ich will mich nicht über Socken und Zahnpasta streiten. Und wer den Müll rausbringt.
Und ich will keine lauwarmen Kennenlernkaffeechen...ich geh ja nicht zum Bewerbungsgespräch für einen Job, den ich gar nicht will!
Ich will nicht erst dann mein Herz mit Liebe füllen, wenn ich Anzeichen für eine Bewunderung im anderen entdecke. Mein Herz ist schon längst voll mit Liebe. Ich will sie verschenken. Ich will nicht, dass DISTANZ UND ZEIT, Konstrukte über Leidenschaft stehen. Ich will mir Zeit nehmen für die Menschen und die Dinge die mir wichtig sind.
Lieber fiebere ich tagelang auf ein Wiedersehen hin und fahre 120 km mit Schmetterlingen im Bauch, als dass ein einfacher, passender, bequemer Alltag nach und nach die Freude am anderen durch Selbstverständlichkeit und Gewohnheit ersetzen würde.
Lieber scheitere ich und habe heftig Liebeskummer, als ich würde diese Gefühle eines neuen Anfangs nicht erleben, aus Feigheit und Angst vor früheren Verletzungen und zu vielen ja abers.
Ich lasse mich gern im fortgeschrittenen Alter durch die gewonnene Weisheit und die Erkenntnisse, die mein Streben nach Idealen mit sich gebracht haben, milde belächeln, dass vieles doch anders gekommen ist. Das tut´s doch immer.
Da sitz ich nämlich am Abend vorm offenen Feuer mit dem, der meine "Spinnereien" liebevoll und gutmütig mit gemacht hat und trinke einen Cognac, den ich heute noch nicht mag. Er passt nur gut in die Vision. Der Cognac. Und der Mann.
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Also stimme ich für mich und alle anderen, die es vielleicht gerade auch brauchen können diese Hymne, diese Eloge auf den Mut, die Magie und den Idealismus an.
Den Mut - nicht nur in der Liebe - nie damit aufzuhören an sich selbst, den anderen und an Wunder zu glauben. An die Magie. An das zauberhafte einer Begegnung, die uns berührt. Mag sie vielleicht auch nur von kurzer Dauer sein. Nichts währt bekanntlich ewig.
Ich möchte mehr auf Zeichen schauen, meiner Intuition vertrauen, auf meinen Bauch und mein Herz hören. Und die guten Lösungen? Die finde ich mit meinem Verstand. Und wenn ich mal durchdreh, dann ist Lachen immer noch die beste Medizin.
In der Zwischenzeit beende ich diesen sehr persönliche Artikel zu Hause, eh klar, im Kaftan.
Das gedankliche Durcheinander hat sich gelöst, die Aufregung gelegt. Ich habe alles Liebe 120 km von mir nach Westen geschickt und den Rest: schau ma mal... was auch immer, ich halte es da mit John Steinbeck, der in einem Brief seinem verliebten Sohn auf die Frage, was er machen soll, folgendes geantwortet hat:
..."And don´t worry about losing. If it is right, it happens - the main thing is not to hurry. Nothing good gets away."...
Und das beruhigt mich ungemein. Was sein soll, wird sein. Was nicht, nicht. So einfach.
Alles Liebe und hang loose,
Eure kaftantragende Lady Lydia... ;-)))
Kristallkugel lass ich lieber!
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