Ein Lichtlein und eine Hängematte, bitte!

Und wenn Du denkst es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her …

 

 

Ich brauche bitte einen Superlaserstrahl, ein Megaflutlicht, eine Feuersinbrunst… okay lassen wir die Kirche im Dorf , ein Lichtlein tut´s vielleicht doch und eventuell dramatisiere ich ein bisschen. Mein letzter Artikel liegt Monate zurück, der Alltag hatte mich fest im Griff und ein scheußlicher Termin vor Gericht hat meine Kreativität lahmgelegt. Die Angst und der Stress hatten Überhand bekommen, wenn ich nicht gerade am Unterrichten war und meiner neuen Karriere als Zimmermädchen (ja, genau, du liest richtig, aber dazu später mehr…) nachkam, war ich ständig im Widerstand.  

 

Zukunftsängste, rationale wie irrationale, zu wenig Zeit, zu wenig Geld, zu viele „tabs open“… Überlastung. Und das mir, die es ja eigentlich aufgrund ihres Berufs besser wissen müsste. „Hallo Perfektionismus! Ich sollte doch mittlerweile schon wirklich mein Monkey Mind im Griff haben und immun gegen die verschiedensten Brainfucks sein…“ Sogar meine Tochter nannte mich eine rastlose Seele und dass ich viel zu hart mit mir sei… Meine Güte, jetzt war ich auch noch ein schlechtes Vorbild… so ging das dahin… Tränen, Übermüdung, Überreizung… Luft anhalten, weitermachen… ganz toll. Dorthin, dahin, ein Arzttermin da, ein Schulgespräch dort, eine Veranstaltung da, ein Anwaltstermin dort… Wäscheberge und und und… letztendlich vor dem Richter Stellung nehmen… das zumindest liegt hinter mir, und ich hoffe inständig, dass ich so ein derartiges Schauspiel nie wieder erleben muss (in der Rückschau kann ich es mittlerweile etwas leichter nehmen, über manches sogar lachen, die Drama- und Spieledynamiken erkennen, und die Erkenntnis daraus ziehen, dass ich vielleicht gar nicht immer alles so fest unter Kontrolle haben kann oder muss, eben auch nicht die eigenen Emotionen. Vielleicht darf ich etwas durchlässiger werden… fuck that shit, this too shall pass… atmen, schauen, was mich wo wie trifft, hinspüren, erkennen und gehen lassen…)

 

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Ich mach´s jetzt kurz und kürze ab: Schulschluss ist ganz sicher für alle Eltern eine reine Nervenprobe, Aufnahmetests  für den jüngsten Sprössling vielleicht auch (man schwankt zwischen „ich vertrau dir, du machst das, du kannst das“ und „geh endlich lernen, du faule Socke“ - alles ging gut!) Extrarunden zu den Schulen, Tonnen von  Ikeasäcken voll mit Schulsachen einsammeln, Modeschau, Abschlussfeste, schrullige eigene Eltern da, nervige Helikoptereltern dort, 2 Kinder (nicht meine!) die mir mit ihren Fahrrädern innerhalb kürzester Zeit fette Matzen ins Auto gefahren haben, ein Steinschlag auf die Windschutzscheibe, ein ausgefallenes Abblendlicht, „nächstes Service demnächst fällig“ – Lämpchen zeitgleich (wer hier ein Service wohl dringend nötig hätte…mmmhh??), 38 Grad, Hitzewallungen und nix zum Anziehen (siehe Wäscheberg), ein kaputter Fernseher, eine kaputte Fassade, Nachbarn die alles reparieren lassen, obwohl bei denen nix kaputt ist, sondern nur das ästhetische Empfinden gestört ist – die mir dann mitfühlend sagen, sie können sich vorstellen, dass es für mich nicht so einfach wäre, aber das würde ja immer schlimmer… Baumeister, die mir Löcher in meine ohnehin kaputte Fassade machen und den Kopf schütteln, ein ausgereiztes Konto, ein abgesagter Kurs im Herbst und somit ein Sommerloch, das sich nun schwuppdiwupp bis in den Herbst ausgebreitet hat… dazu noch fettes PMS und Weltschmerz…

 

 

Ahhhhhh… Und dann endlich letzter Schultag, Zeugnis, Dürum, Hängematte. Endlich Ferien und mal keine Jausenbrote um 06:00 Uhr schmieren, eine langsamere Gangart bis zum Urlaub Ende August, entspanntes Arbeiten und zur Ruhe kommen… vielleicht ist ja alles gar nicht so wild?

Da spür ich dieses Pochen im oberen Kiefer und das erste Wochenende verbringe ich mit höllischen Zahnschmerzen…ich/es/in mir tobt es … eh klar… noch Fragen? Ich arme Sau ich. Womit hab ich das alles verdient?

 

 

Und das soll jetzt auch noch wer lesen? Inspirierend finden? Die Caftan Lady ist ganz Dukkha, (übersetzt: schwer zu ertragen). Oder sie muss einer der 4 edlen Wahrheiten ins Gesicht sehen und erkennen, es gehört zum Leben und zum Wachstum dazu. Das LEIDEN. Auch wenn in mir gerade alles „Mimimi“ und „ich bin ein Ooooopfer“ schreit…

 

Zum Glück gibt es einen Zahnarzt Wochenenddienst und Schmerztabletten und Tequila.

 

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Heute sitze ich aber immerhin wieder hier und hau in die Tasten. Und das fühlt sich saugut an. Meine Gerichsterfahrung möchte ich hier nicht ausbreiten, ich wünsche es nur niemandem, der nicht gerne streitet. Nö.

Im Nachhinein ist man immer gescheiter, darum hier meine Lernerfahrung:

 

 

Ich bin eine MUTTER. Ich habe nicht nur Kinder bekommen. Ich bin durch sie zur Mutter geworden und lebe seit 17 Jahren ein Leben voll Liebe, Arbeit, Sorge, Kummer, Freude und Wahnsinn. Mutter sein ist ein Geschenk. Und ein Fulltime Job für sich und es ist an der Zeit mir mal selbst auf die Schulter zu klopfen! Ich wupp das und zwar sehr gut.

 

Über den Vorwurf ich würde in den Tiefen einer ominösen Sekte versinken kann ich heute lachen.

 

Wenn schon Sekte, dann wäre das ganz sicher MEINE Sekte  und ich die Patin. Die Oberpatin, the Godmother, die Capo aller Capi, aber sowas von! Und die „Sekte“ wäre die des Lachens und des guten Humors, des Mitgefühls und der Liebe. Die Menschen kommen und gehen (lieber gehen, weil ich gerne meine Ruhe habe) und nehmen das Leben generell nicht ganz so ernst. Als Aufnahmeprüfung müssten sie ins kalte Wasser springen, g´scheit fluchen und lachen können, vor allem über sich selbst.

Humorbefreiten ist der Zugang strengstens untersagt. Da hört sich für mich der Spaß auf und endet mein Mitgefühl.

 

 

Ich werde mich nicht mehr abhalten lassen, die Dinge zu tun, die mir gut tun. Egal was andere davon halten. Egal ob ich dafür Applaus oder ein Buh bekomme. Der, der die Nase rümpft, soll sich lieber mal an selbige fassen. Und es besser machen.

 

 

Aus dem ganzen Wirbel der letzten Wochen und Monate sind nämlich auch ganz wunderbare Dinge entstanden. Und darauf werde ich jetzt wieder meine Konzentration richten. Ich glaub, das ist ganz schlau, und würde mir ein erfahrener Mentaltrainer sicher auch empfehlen ;-) energy goes where attention flows…

 

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Ich habe mir für dieses Jahr 2019 weniger Arbeit und mehr Geld gewünscht. Im Manifestieren bin ich ganz gut… Weniger Arbeit  ging ja bereits in Erfüllung … LOL. Wieso jetzt nicht meine Aufmerksamkeit auf mehr Geld richten? Ja wieso eigentlich wirklich nicht??

 

Schmetterlinge und Parkplätze zu manifestieren ist mittlerweile ein Klacks. Im April habe ich den Wunsch nach einem Nebenjob deponiert und nicht weiter darüber nachgedacht, bis er vor meiner Nase war. Die Eckpfeiler waren: Körperliche Arbeit, kein Büro, in Seenähe, mit anderen Menschen…

 

Ich war auf der Suche nach einem geeigneten Seminarraum für die ersten gemeinsamen Dingsbumse (Seminare) mit meinem lieben Freund und Kollegen Gernot (Diese Woche starten wir mit einem Selbstliebe Podcast - wie passend! ;-)) Und das brachte mich in eine süße Pension im Attergau, ins Regenbogenhaus und zu seiner lieben Betreiberin Loisi. Wie gut, dass wir in Mondsee auf unsere Anfrage eine Absage bekamen!

 

Nach 10 Minuten waren wir per du, nach 15 Minuten erzählten wir aus unseren Leben, nach 17 Minuten wusste ich hier war ich richtig und nach 20 Minuten hab ich ihr angeboten auszuhelfen… ein ungläubiges Kopfschütteln und ein „wirklich“ ihrerseits und ein „ja, klar“ meinerseits  und 2 Wochen später war ich geringfügig als Zimmermädchen angestellt. Manchen mag das etwas planlos erscheinen was einen kongruenten und steilen Karriereplan betrifft, mir anfangs auch, bei genauerem Hinschauen aber dient es meiner Vision das CaftanLady-Steilküsten-Gästehaus irgendwann mal zu betreiben.

 

Ich lern dort die tollsten Sachen, Riesenbügelmaschinen und Gastrogeschirrspüler zu bedienen (die Wäsche ist pareto-effizient gebügelt, zu 80% glatt). Ich habe schon 2 Wischmöpse zerstört, die Loisi stoisch repariert und meint, die Jungen haben halt noch ordentlich Schmalz. Ich hab gelernt in Windeseile 50 Fleischknödel zu machen! Servieren, abtragen, eindecken und Zimmer für Gäste schön zu machen!

 

 

Mein Nebenjob ist ein bezahltes Fitnessprogramm (nach meinem ersten Einsatz war ich fix und fertig!), eine Turbolehre im Tourismus und der Gastro sozusagen, fast jedes Mal ein wunderbares Mittagessen in lieber Gesellschaft inklusive und das Gefühl, wieder ein Puzzlesteinchen an den richtigen Platz zu legen. Und ja, fast vergessen, natürlich dort auch Seminare zu halten! Pfeift! Danke Loisi!

 

Diese Erfahrung darf mir dabei helfen, weiterhin zu vertrauen, dass solche witzigen, unerwarteten und hilfreichen Dinge stets um die Ecke biegen können.

 

Dass es was bringen könnte, hier auf diesem Blog auch mal ruhig zu schreiben wenn man zweifelt, Angst hat, etwas schief geht. Vielleicht tröstet es auch jemanden, dem es gerade ähnlich geht und dieser Mensch merkt, es geht den anderen nicht unbedingt anders. Man ist nicht allein.

 

Vielleicht macht er Mut einen neuen Weg einzuschlagen, der lauten könnte: Ich schau mir das an, was sich hier so als Hürde präsentiert. Vielleicht hilft es auch einen etwas freundlicheren Zugang zu dem oft sehr inflationären „new age“ Ansatz zu finden, der ja stets fragt: „Was hast du getan, dass du dieses und jenes Problem hast, was hast du getan, dass ausgerechnet dir das passiert?“ Oftmals wirkt das wie eine zusätzliche Ohrfeige für jemanden der ohnehin schon in der Rue du Gack steckt. Vielleicht kann man versuchen diese „wer ist Schuld“- Nummer mal wegzulassen? Bringt ja de facto nix, denn es trägt ja nicht wirklich zur Lösung bei.

 

Ich hab heute dem EckhartTolle zugehört, und seinen Ansatz find ich gut.

 

„As if“ – wieso den Als-ob Rahmen nicht anwenden, wenn es bei der Überwindung von Hürden helfen kann ins Tun zu kommen?

 

„Approach your obstacles as if you chose them“ … hat er gemeint. Das ist es! Das fühlt sich gut an! Es führt uns aus der Opferhaltung raus, hilft uns der eigenen Dramadynamik zu entkommen. Es hat mir heute geholfen mich hinzusetzen, Bürokram zu erledigen und diesen Artikel zu schreiben. Ins Tun zu kommen. Es geht ja.

 

Ich wünsch Euch einen schönen Sommer!

 

 

Hang loose,

 

die nicht mehr ganz so „Dukkha“sche Caftan Lady  ;-)

 

 

 

Wenn Du denkst es geht nicht mehr,
kommt irgendwo ein Lichtlein her.
Ein Lichtlein wie ein Stern so klar,
es wird Dir leuchten immer da.

 

Wird zeigen Dir den Weg zurück,
den Weg zu einem neuen Glück.
Drum glaub daran – verzage nie,
es geht schon weiter – irgendwie.

 

Und mit Willen, Kraft und Mut,
wird dann alles wieder gut.
Du mußt nur immer fest dran glauben
und laß Dir nur den Mut nie rauben.

 

Es gibt für alles einen Weg,
und sei’s auch nur ein kleiner Steg.
Es gibt nun mal nicht nur gute Zeiten,
das Leben hat auch schlechte Seiten.

 

Doch wie bist Du stolz, wenn Du’s geschafft,
aus Sorgen und Nöten – mit eigener Kraft,
herauszukommen, was Du nie geglaubt,
da man Dich sooft schon der Hoffnung beraubt.

 

Doch die Hoffnung auf ein besseres Leben,
die lasse Dir bitte, niemals nehmen.
Denn wenn Du denkst es geht nicht mehr,
kommt irgendwo ein Lichtlein her.“

 

– Rainer Maria Rilke

 

 

 

 

 

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Karin (Dienstag, 09 Juli 2019 07:44)

    Liebe Lydia, mit deinem Text beginnt mein freier Tag und ich bin bewegt, gerührt, dankbar. Danke für dieses Lichtlein ❤️