Brainfuck Deluxe & Osterruhe

Ich hab nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass ich mich beizeiten als ziemlich mühsam wahrnehme. Mich oder besser gesagt meine Gedanken. Weil, ich bin ja nicht das was ich über mich denke. Ich bin auch nicht das, was andere von mir denken. Ich bin das was ich denke, dass die anderen von mir denken. Na servas, da wird’s erst richtig mühsam. Ich hab grad echt keine Gehirnkapazität frei mir zu überlegen, was ich denke, was andere von mir denken. 

 

Wer bin ich (eigentlich wirklich)? Wer bin ich, wenn ich mein wahres Selbst lebe und was zum Teufel soll das sein? Wer bin ich, wenn ich transformiere zu dem was ich wirklich bin, Ängste zurücklasse, alte Muster aufgebe, vergebe, alle ungeliebten abgespaltenen Teile integriere, alle Schein- und Schamidentitäten aufgebe und in meine wahre Essenz komme? Was bleibt dann von mir übrig? Was tu ich dann wie anders, weil sorry, als Seele schwerelos und gedankenfrei in Liebe über den Erdball fliegen, klingt sehr schön, aber das muss noch ein bisschen warten. Dazu fühlen sich meine Verpflichtungen in diesem Leben zu diesem Zeitpunkt zu sehr real an. 

Also, wann weiß ich, dass ich ich bin und nicht eine lebende Mutante under Investigation, konditioniert und überlebensfähig, kontrolliert, manchmal hysterisch, manchmal überfordert und gereizt, manchmal sehr glücklich und zufrieden, manchmal geplagt von einem Brainfuck Deluxe?

 

Ich muss dieser Tage zu dem Schluss kommen, dass zuviel Stiarl´n (wie schreibt man das? Rumwühlen) zur Entdeckung des wahren Ichs vermutlich auch zu Verwirrung und Frust führen kann. Was ist die Alternative? Weiterhin rumtappsen und try & error spielen? Eskapaden perfektionieren, konfabulieren, schönreden? Kann ein Mensch glücklich sein, wenn er/sie nicht weiß, dass es da noch soviel zu „reparieren“ gäbe? 

Moment mal, bin ich kaputt? Ist Ignorance wirklich Bliss? 

Muss ich jeden Schatten erkennen, benennen, ihn transformieren? Ist nur Licht alleine wirklich die Lösung? Kann ich´s nicht auch einfach mal gut sein lassen? Wann bin ich ich? Wenn ich meinen Baum umarme, tief durch atme und gerührt bin vom Klang des Windes? Klingt schon mal gut. Wann ich genervt die Spur der Küchenverwüstung  wegräume oder ich sie einfach eine Spur sein lasse, weil sie morgen auch noch beseitigt werden kann? Vermutlich bin ich dann auch noch ich. Wenn ich mich nicht entscheiden kann, ob ich lieber in die Badewanne gehe, mit Entspannungssalz und paar Tropfen CBD Öl (trinken kann ich das grauslige Zeug nicht) oder mir eine Dosis Adrenalin durch Annalise Keating gebe, die in toxisch narzisstischen Hardcore Beziehungen verstrickt, lehrt, wie man mit Mord davon kommt?

 

Wer bin ich? Wer bin ich wenn es still ist, wenn es Nacht ist? Wenn ich allein bin oder gerne alleine wäre, wenn ich nie allein sein will? Wenn ich arbeite, wenn ich über so viel gescheites Zeug referiere, wenn ich maulfaul bin und gar nix reden will? Wenn mir meine Gedanken nicht sagen würden, wer ich bin? Mühsam!!!

Ah, atmen, Ly, atmen. (Das ist die Essenz, Valerie! Sie kenn sich aus) Ins Herz hinein (Zum Glück ist mir diese Weisheit gerade eingefallen, sonst könnte ich auch zu der Vermutung gelangen, dass diese Fragen auch zu einem psychotischen Schub führen könnten). Ich schreib über mich in der dritten Person. Meine Kinder würden mich Karen oder Boomer nennen. Auch das ist ok.

Ich weiß, dass ich beim Einparken die Musik ausschalten muss, weil ich sonst nichts sehe. Heute habe ich erstaunt festgestellt, - an der Frischetheke beim Billa - dass ich schlecht höre, wenn ich Maske trage. Mühsam, und auch ein bisschen seltsam. Einbilderisch, auf jeden Fall! Aber auch lustig irgendwie.

 

Achtung: hier wird's kurz ein bisschen politisch: 

Ich weiß, dass ich viel zu viel Nachrichten suchtel und Kommentare inhaliere. Dass ich gesund und frei bleiben will (und doch ab und zu Verhaltensmuster an den Tag lege, die diesen Wünschen abträglich sind). Dass mir ein grüner Pass Angst macht. Dass ich hoffentlich nie für jemanden beten muss (auch für mich nicht) eine Intensivstation zu überleben.

Dass mich die Damen unserer Regierung an die Stepford Ladies erinnern und ich vermutlich nicht sehr compliant bin, sondern eher in der Kategorie „nerviges Weib“ rangiere. 

Dass ich mir Kanzlers Gebaren und Kommunikation tonlos anschaue und mir dann denke: "Warum grinst der so? Hat er heimliche Freude?" Und ich dann über Ekman´s „Dupers Delight“ nachlese und mich frage: kenne ich diese verräterische Freude auch an mir selbst? Und dann kichern muss, wenn ich mir vorstelle, dass der junge Mann und seine Kollegen in Wahrheit sich nach Plan verhalten und sich nur so ungeschickt anstellen, - alles Taktik - damit sie noch Schlimmeres (______________beliebige Theorie einsetzen) verhindern. Zu unserem Wohle, könnte ja auch sein. Oder hat dieser Klaus Schwab womöglich Recht wenn er sagt „sie werden alle nichts mehr besitzen und sie werden glücklich sein“? (Wenn dann wir alle, ok?) Wie hoch ist der Preis für das Glück?

Woran halte ich fest, was mich festhält? Soviele Fragen und dann noch Osterruhe! Ein ordentliches ohrenbetäubendes Halligalli Disco Tanz Event wäre mir sehr viel lieber, das würde diese ganzen Gedanken sehr schnell zum Verstummen bringen.

 

Vermutlich ist es ganz schlau, sich trotz aller Bräuche und Traditionen nicht mehr ständig ein „Mea Culpa“ in die Thymusdrüse zu massieren. Sondern „Ich liebe, ich vertraue, ich glaube. Ich bin mutig und dankbar.“ 

Da haben wir´s. Ich bin ein spriritueller Kontrollfreak mit dem Wunsch noch viele Jahre Zeit zu haben frei und gelassen, ein bisschen weird und speziell zu leben. 

Ein bisschen sterben im Sinne von altes Zeug gehen lassen ist sicher sinnvoll. Hinabzusteigen in das Reich der Toten und aufzufahren in den Himmel - den Himmel und die Hölle machen wir uns selbst auf dieser Spielwiese genannt Erde. Die Trinität aus Vater, Sohn und heiliger Geist können wir jeden Tag erreichen ohne jüngstes Gericht, Scham und Schuldgefühlen. Wir müssen dazu nur aus den Daily Soaps und Dramen aussteigen und die drei Ms (Macher, Mentor und Muse) leben und feiern - ganz easy. Gelingt mal mehr und weniger, mal ein bisschen besser und dann wieder weniger gut. Und so komm ich wie immer zu dem Schluss, dass es Vertrauen, Gleichmut und Balance braucht, dann ist alles gut. Dann kann man sich um seine Mitmenschen, seine Umwelt, seine persönliche Entwicklung kümmern und auch wie ein Pfidschi Pfeil gespannt seinen voyeuristischen Zügen bei „How to get away with murder“ frönen.

 

Und ich bin ganz froh, dass ich auf die glorreiche Idee gekommen bin, den mühsamen Hirnwirbel niederzuschreiben, denn jetzt weiß ich wieder, es ist schon ganz gut so, dass ich bin wie ich bin. Dabei belass ich es heute mal. 

Rome wasn´t built in a day und das Leben ist ein Prozess. 

 

Frohe Ostern!

Lydia

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