Die Caftan Lady hat sich in den Ruhestand verzogen. Mein Alter Ego hat sich an ihr Steilküstenhaus zurückgezogen und wartet dort hoffentlich auf mich. Die Stimmen in meinem Kopf, das Trara im Außen ist ihr zu viel geworden. Und ich kann es ihr nicht verübeln. Ich wäre gerne mit ihr gegangen. Sehne mich nach Strandspaziergängen, Sorglosigkeit, langen Abenden und lauen Lüfterln. Und danach, mich endlich wieder, oder richtig, dem Schreiben zu widmen.
Ich kann doch nicht, das geht jetzt nicht, was ist, wenn...?
Wenn uns morgen der Himmel auf den Kopf fällt?
An Horrorszenarien mangelt es ja gerade wirklich nicht. Aber was ist, wenn wir anfangen, das zu tun, was wir immer schon machen wollten? Was in uns schlummert. Was wir uns nicht zutrauen. Wonach wir uns sehnen. Dem Zweifel und der Angst zum Trotz?
Mein letztes Jahr war ein Kraftakt sondergleichen. (Na gut, die in etwa zwanzig Jahre zuvor waren auch nicht ohne.) Damit bin ich sicher nicht allein. In meinen Träumen und schlaflosen Nächten hab ich geschrieben - in Gedanken. Das müssten mittlerweile mindestens sieben Bücher sein. Sei es Fluch(t) oder wahre Passion, das weiß ich nicht so genau. Wohl beides.
Mein Konzept, meine Figuren liegen seit einem Jahr in einem Ordner. Zu kompliziert, zu schwierig, keine Zeit, nicht gut genug. Erst noch das, jetzt passt es nicht. Ich kann das nicht.
Meine Figuren laufen vor mir davon und nicht auf mich zu.
Sie sind Konstrukte, die nicht zum Leben erwachen, weil mein Krawall zu laut ist.
Schreib! Schreib endlich!
Ich kann nicht.
Weggeschoben, zu viel anderes Zeug zu tun.
Ich würd so gern, aber was wenn ich scheitere?
Was wenn das keiner lesen mag. Was wenn die Zeit vergeht, und alles umsonst ist?
Zuerst das Fressen, dann die Kunst, hallt es in meinen Ohren.
Aber gibt es den richtigen Zeitpunkt?
Die Welt wird wohl kaum ein bisschen besser, indem ich den herrschenden Irrsinn auf sozialen Kanälen verfolge und mich gefangen nehmen lasse von Weltschmerz und Weltuntergangsstimmung. Eher hält mich genau dieses Verhalten davon ab.
Ich halte mich davon ab. Niemand sonst.
Ich mich und der ständige Gedanken-Krieg in meinem Kopf.
Und nun hab ich mich heute, tatsächlich hingesetzt und mein erstes Kapitel geschrieben.
Sie sind da, meine Figuren, mein Schauplatz, das Gefühl. Mehr braucht es wohl im Moment nicht. Vielleicht waren alle Erlebnisse nötig, um genau das in die Welt zu schreiben, was mir am Herzen liegt. Und was soll ich sagen: ES IST GROTTENSCHLECHT! :-)
Aber ich habe es geschrieben, und darauf bin ich stolz.
Ich schicke - wie auch immer - eine Liebesgeschichte in diese Welt. Eine Liebeserklärung an alte und neue Freunde, Familie und extended Family, zukünftige Begegnungen, an mir liebe Orte, die Heimat für mich sind, in diese Welt raus.
Eine Liebeserklärung, die auch mir Mut machen wird, denn das ist es, was ich brauche.
Mein Sohn neulich in einem Gespräch: "Ich mag den Spruch, das Leben meint es gut mit uns."
"Glaubst du daran und was daran magst du?"
"Ja, das tu ich. Es macht mich glücklich." Ich hab mir das Heulen verkniffen.
Ist das jetzt der Zeitpunkt, wo aus einem Traum, aus einer Idee, ein Brocken harter Arbeit wird? Muss es harte Arbeit sein?
Ich darf es mir leicht machen. Ich darf scheitern. Ich darf mich ausprobieren.
Ich darf das, was ich kann, in die Welt tragen.
Es braucht nur ein bisschen Mut.
Und den ersten Schritt hab ich heute gemacht.
Wenn du auch gerade einen kleinen Stups brauchst, jemanden, der dir Mut macht, dann lass es mich wissen. Ich stups dich. Und ich bin mir sicher, dass dich auch andere liebevoll stupsen, damit du ein bisschen Schwung für die nächste Etappe bekommst. Frag nach einem Stups! Einfach so. Weil wir füreinander da sind und uns helfen.
Weil darum geht es ja, oder?
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